Erinnerungen an Jenny zum 9. Todestag

Erinnerungen an Jenny zum 9. Todestag am 04.09.2017

Liebe Familienmitglieder, liebe Freunde, Nachbarn und Kollegen,
liebe Freunde der Jenny-Böken-Stiftung:

Vor 9 Jahren verunglückte unsere Jenny auf dem Segelschulschiff Gorch Fock und gab am 4. September 2008 ihr junges Leben in die Hand ihres Schöpfers zurück. In dieser Zeit waren wir, Jennys Familie, nicht alleine. Die Nachbarn und Freunde, die ganze Dorfgemeinschaft Teveren und natürlich unsere Familien haben uns durch diese schwere Zeit begleitet und getragen.

Am 24. September 2017 sind es  9 Jahre, dass wir Jenny unter großer Anteilnahme der Bevölkerung, ihrer Kameraden und Vorgesetzten der Marineschule Mürwik  und vieler auswärtiger Gäste beerdigt haben. Oft werde ich gefragt, wie man sich Jenny  denn vorstellen muss. Der Ortsvorsteher , Herr Hans-Josef Paulus hat Jenny in seiner Trauerrede sehr treffend beschrieben:

Traueransprache des  Ortsvorstehers

24.09.2008
Jenny Böken

Liebe Familie Böken,
verehrte Leidtragende.

wir sind heute morgen hier zusammen gekommen, um Abschied zu nehmen von einer jungen, stets fröhlichen und überaus beliebten Mitbürgerin: Jenny Böken. Allzu früh ging ihr Leben  zu Ende; ein Leben, das zu großen Hoffnungen berechtigte. Viele Tage des Wartens, Bangens und der quälenden Ungewissheit liegen hinter uns: hinter Ihnen als Eltern, als Geschwister, Freunde und als Anverwandte.

Aber auch hinter uns als Dorfgemeinschaft Teveren. Entsetzen machte sich allenthalben breit, als wir von dem tragischen Unglücksfall erfuhren. Bis zuletzt haben wir mit den Eltern und allen Angehörigen gehofft und gebetet, dass alles ein gutes Ende nehmen möge. In diesen schweren Stunden und Tagen haben wir hier in Teveren dankbar zur Kenntnis genommen, dass alles nur Menschenmögliche unternommen wurde, Jenny zu retten bzw. aufzufinden. Am vergangenen Dienstag wurde es dann traurige Gewissheit, dass sie den Unfall nicht überlebt hatte.

Im blühenden Alter von 18 Jahren ging sie von uns, von ihren Lieben, von ihren Freundinnen und Freunden, von ihren Kameradinnen und Kameraden auf dem Segelschulschiff „Gorch Fock“. Jenny hatte trotz ihres jungendlichen Alters Persönlichkeit. Sie wusste genau, was sie wollte. Sie war überaus intelligent, wissbegierig und vielseitig interessiert. Es war bewundernswert, wie sie sich in vielen Bereichen engagierte:

So widmete sie sich mit ganz erstaunlichem Erfolg der Kunst, der Malerei und dem Gesang , u.a. auch im Kirchenchor unserer St. Willibrordus – Pfarrgemeinde.

Aber damit nicht genug.

Jenny war auch immer für andere da. Liebevoll kümmerte sie sich um die notleidende Kreatur. Und da versteht es sich fast von selbst, dass es ihr Berufswunsch war, später einmal kranken Menschen als Ärztin ihre Hilfe zuteil werden zu lassen. Jennys Hilfsbereitschaft, ihre Warmherzigkeit  und ihre Mitmenschlichkeit  haben viele von uns in der einen oder anderen Form erfahren dürfen. Sie war ein Teil von uns. Und deshalb erfreute sie sich allseits so großer Beliebtheit.

In Trauer und Dankbarkeit verneigen wir uns vor dieser von uns allen so geschätzten Weggefährtin, die am 04.Sept. ds. Jrs. ihr junges , unerfülltes Leben in die Hände des Schöpfers  zurückgegeben hat. An uns ist es zu danken für die Bereicherung, die wir durch Jenny innerhalb unserer Dorfgemeinschaft erfahren durften. Sie nicht mehr unter uns zu wissen, schmerzt uns sehr.

Aber Jenny wird weiterleben in dem, was sie in ihrem viel zu kurzen Leben Gutes getan und in der Freude, die sie anderen bereitet hat. Sie wird weiterleben in dem, was sie ihren Eltern , ihren beiden Brüdern, ihren Anverwandten und so vielen Menschen bedeutet hat. Liebe Jenny, Du warst ein Geschenk für uns alle, ein Geschenk auch für die gesamte Dorfgemeinschaft Teveren.

Wir übergeben Dich der heimatlichen Erde mit dem festen Versprechen, Dir immer ein ehrendes Andenken zu bewahren.

Wir werden Dich nie vergessen.

BeerdigungIch möchte heute, da ich auf diese letzten neun schweren Jahre zurückblicke, mich bei allen, die geholfen haben und mir bis heute die Freundschaft und die Treue gehalten haben, herzlich bedanken. Mein Dank gilt aber auch allen Mitstreitern und treuen Begleitern der Jenny-Böken-Stiftung: Reinhold Robbe, dem ehemaligen Schirmherrn sowie allen Vorstandsmitgliedern und Mitgliedern des Stiftungsrates, ohne deren Unterstützung die Stiftung nicht arbeitsfähig und nicht so erfolgreich wäre. Sie alle sorgen dafür, dass Jennys Leben ein neuer Sinn gegeben wird und dass sie nicht umsonst gestorben ist.

Ich möchte aber auch den Soldaten, die wir betreuen und den Hinterbliebenen der getöteten und gefallenen Soldatinnen und Soldaten danken: Sie alle geben mir Mut und Kraft weiterzuarbeiten, sie geben meiner Arbeit einen Sinn und wenn es Ihnen und Ihren Familien gut geht, bin ich glücklich und ich stelle mir vor, dass Jenny vom Himmel aus zuschaut und sich mit uns allen freut. Nicht zuletzt danke ich den Mitarbeitern der Ansprechstelle für Hinterbliebene  unter der Leitung von Frau Bruns sowie der Verteidigungsministerin, Frau Dr. Ursula von der Leyen und dem Generalinspekteur Volker Wieker für die großartige Unterstützung.

Immer, wenn ich Hilfe brauche, finde ich in Berlin offene Ohren und Herzen und helfende Hände. Das ist ein großes Geschenk. Wenn wir weiter alle so mit dem gesamten Netzwerk der Hilfe für die gute Sache einstehen, können wir viel bewegen.

Jenny hat mich im Tode gelehrt, was sie mich im Leben gelehrt hat:

Zuversicht zu haben und auf Gott zu vertrauen. Er weiß immer, warum etwas geschieht und er fügt alles letztendlich zum Guten.

Ich möchte mit Jennys Lieblingslied von Bonhoeffer schließen:

"Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiß an jedem neuen Tag."

Haltet uns die Treue und vergesst meine Jenny nicht!

mit ganz vielen lieben Grüßen

Marlis Böken mit Jenny im Herzen

Geilenkirchen-Teveren zum 04. September 2017

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